TikToks Einfluss auf Jugendliche
- Rafete Mamuti
- 25. Mai
- 6 Min. Lesezeit
Kennst du das? Du sitzt im Zug und hast zum ersten Mal deine Kopfhörer vergessen. Im Abteil neben dir sitzen zwei Jugendliche, die Videos in auf gut hörbarer Lautstärke anschauen. Alle zwei Sekunden hörst du ein anderes Video. Du merkst sofort: Sie sind auf TikTok. Kreativität, Likes, zehntausende von Klicks und viel Brainrot.

Ich selbst bin auch auf der Plattform aktiv und habe wahrscheinlich viel zu viel Zeit darauf verbracht, als ich eigentlich hätte sollen. Doch jetzt, wo ich angehende Lehrerin bin, merke ich immer mehr, wie schädlich diese App eigentlich wirklich ist.
von Rafete Mamuti

Ich unterrichte Jugendliche an der Sekundarschule. TikTok – wie viele andere Social-Media-Apps – ist im Alltag meiner Schüler:innen allgegenwärtig. Die Plattform beeinflusst Gespräche, Humor, Schönheitsideale und sogar das Lernverhalten. Doch was auf den ersten Blick harmlos oder unterhaltsam wirkt, hat bei genauerem Hinsehen tiefgreifende Folgen, für die Psyche, die Konzentration und auch für die Kreativität unserer Lernenden. In diesem Essay zeige ich, den Einfluss von TikTok auf die Psyche, Konzentration und Kreativität von Jugendlichen. warum TikTok, bei aller Begeisterung, kritisch hinterfragt werden muss. Und wie wir als Lehrpersonen pädagogisch darauf reagieren können.
Was ist TikTok?
TikTok ist eine Social-Media-App, auf der Nutzer:innen kurze Videos posten, meist zwischen 15 Sekunden und 3 Minuten lang. Entwickelt wurde sie vom chinesischen Unternehmen ByteDance. Besonders beliebt ist die App bei Jugendlichen, die mit Musik, Effekten und Filtern eigene Inhalte erstellen oder Trends nachahmen. Der personalisierte «Für-Dich»-Feed sorgt dafür, dass ein endloser Strom an Videos angezeigt wird, individuell angepasst, aber algorithmisch gesteuert. Diese Struktur macht TikTok nicht nur unterhaltsam, sondern auch hochgradig süchtig machend.
Was ist Brainrot?
Als ich letztens im Unterricht eine Klasse hatte, habe ich mit ihnen ein Kahoot gespielt. Dabei liess ich

sie das Kahoot selbst wählen. Sie entschieden sich für das Thema Brainrot. Brainrot ist ein umgangssprachlicher, meist kritisch oder ironisch verwendeter Begriff, der vor allem in Internetkultur und Memes verbreitet ist. Wörtlich übersetzt, heisst es «Gehirnverrotung». Der Begriff beschreibt den Zustand, wenn man das Gefühl hat, dass das Gehirn durch übermässigen Konsum von sinnlosen oder repetitiven Inhalten verfällt oder verblödet. Der Begriff wird im Zusammenhang mit TikTok, Memes oder YouTube Shorts benutzt, um auszudrücken, dass der dauerhafte Konsum solcher Inhalte das Denken beeinträchtigt oder zu einem Gefühl mentaler Erschöpfung führt. Der Begriff ist ein popkulturelles Schlagwort, das auf einen realen Effekt hinweist: die Reizüberflutung und die damit verbundene kognitive Ermüdung oder Abstumpfung.

Während dem Kahoot fiel mir auf, dass die Schüler:innen fast jedes Meme kennen und ich diese auch schon von Jugendlichen oder Kindern auf der Strasse gehört habe.
Wie wirkt sich TikTok auf die Psyche aus?
Empirische Studien zeigen: Exzessive TikTok-Nutzung kann das emotionale Wohlbefinden negativ beeinflussen, vor allem bei Jugendlichen. Die Royal Society for Public Health (UK) nennt TikTok eine der Plattformen mit dem stärksten negativen Einfluss auf das Selbstwertgefühl. Der Grund: ständiger Vergleich mit vermeintlich perfekten Körpern, Leben und Erfolgen. Ausserdem führt die algorithmisch erzeugte Dopamin-Ausschüttung zu einer Abhängigkeit vom Scrollen. Studien belegen, dass diese Form der digitalen Reizüberflutung langfristig mit depressiven Symptomen, Schlafproblemen und erhöhter Reizbarkeit einhergehen kann. TikTok spricht gezielt das Belohnungssystem im Gehirn an, mit Folgen für die emotionale Stabilität.
Wie wirkt sich TikTok auf die Konzentration aus?

Unsere Schüler:innen haben zunehmend Mühe, sich über längere Zeit zu konzentrieren. TikTok trägt dazu bei. Die kurzen, schnellen Inhalte trainieren das Gehirn auf Reizwechsel statt Ausdauer. Der Neurowissenschaftler Adam Gazzley spricht von einem «Konditionieren auf Ablenkung». Hinzu kommt: TikTok verführt zum ständigen Konsum, auch während der Schulzeit oder beim Lernen. Studien zeigen, dass schon das blosse Vorhandensein des Smartphones auf dem Tisch die kognitive Leistung senkt. Die Aufmerksamkeit springt und nachhaltiges Lernen wird erschwert.
Wie wirkt sich TikTok auf die Kreativität aus?
Hier ist die Wirkung ambivalent. TikTok bietet durchaus Raum für kreativen Ausdruck: durch Tanzen, Schauspiel, Storytelling oder das Remixen von Inhalten. Die App senkt Schwellen für künstlerisches Gestalten. Das ist positiv. Aber der kreative Ausdruck wird oft durch Trendzwang und Konformität eingeschränkt. Wer «erfolgreich» sein will, muss sich anpassen. Das führt dazu, dass viele nur noch imitieren, statt eigene Ideen zu entwickeln. Durch die Abstumpfung des Gehirns werden auch keine authentischen Ideen gefördert. Denn sobald etwas Kreatives oder eine Idee verlangt wird, greift man zum Smartphone und sucht nach Ideen. Echte Kreativität braucht jedoch Raum, Tiefe und Zeit. Alles Dinge, die TikTok kaum bietet.
Vor- und Nachteile im Überblick
Vorteile | Nachteile |
Niedrige Schwelle für kreatives Gestalten | Suchtpotenzial durch algorithmische Reize |
Möglichkeit der Selbstdarstellung | Vergleichsdruck und Selbstwertprobleme |
Zugang zu neuen Themen und Communities | Verlust von Konzentrationsfähigkeit |
Unterhaltung und Eskapismus | Oberflächlichkeit, Trendzwang, fehlende Tiefenverarbeitung |
Warum ist TikTok schädlich für Jugendliche?
TikTok beeinflusst die Identitätsentwicklung junger Menschen. Es prägt Ideale, Verhalten, Sprache und Selbstbild. Problematisch wird es, wenn TikTok nicht bewusst genutzt, sondern unreflektiert konsumiert wird. Jugendliche sind besonders anfällig für die Mechanismen der Plattform, da ihr Gehirn, insbesondere der präfrontale Kortex für Impulskontrolle, noch in der Entwicklung ist. Langfristig drohen Abhängigkeit, Stress und eine verkürzte Aufmerksamkeitsspanne. TikTok formt ihre Denkweise: schnell, emotional, impulsgesteuert. Viele meiner Schüler:innen berichten, dass sie nach mehreren Stunden TikTok «nervös» oder «leer» seien. Sie verlieren sich in der App, verlieren das Gefühl für Zeit und merken erst hinterher, wie sie sich mental erschöpft fühlen. Diese Muster sind besorgniserregend, weil sie nicht nur das Lernen, sondern auch die Persönlichkeitsentwicklung beeinflussen.
Verantwortung statt Verbot
TikTok ist faszinierend, aber auch gefährlich. Es eignet sich gut als Zeitvertreib. Jugendliche brauchen Anleitung im Umgang mit dieser Plattform. Es reicht nicht, die App zu verteufeln. Wir müssen

verstehen, wie sie funktioniert und lernen, ihr etwas entgegenzusetzen, durch kritisches Denken, kreative Alternativen und einen bewussten Umgang mit Bildschirmzeit. Unsere Aufgabe als Lehrpersonen ist es, diesen Reflexionsraum zu eröffnen.
Begründung der Tool-Wahl
Ich habe dieses Tool ausgewählt, da es eine benutzerfreundliche Plattform ist, die es auch ohne tiefgehende technische Vorkenntnisse ermöglicht, professionell wirkende Websites, z.B. für einen Blog, zu gestalten. Besonders überzeugend war für mich die intuitive Bedienoberfläche, mit der sich Layouts, Schriftarten, Bilder und multimediale Inhalte einfach integrieren lassen. Ich habe Wix.com im Gymnasium benutzt. Dort musste ich eine Website erstellen, auf der ich meine selbst geschriebenen Texte hochladen musste. Wix bietet Designvorlagen, die sich individuell anpassen lassen und somit eine kreative und persönliche Umsetzung eines Blogs ermöglichen. Die Plattform ist auch auf mobilen Geräten optimal dargestellt. Die Bedienung ist kompliziert, bis man sich richtig damit auskennt und alle Funktionen kennenlernt. Dafür ist Wix kostenlos, ausser man möchte weitere Funktionen, danach wird sie kostenpflichtig. Dieses Tool kann man sehr einfach mit Schüler:innen nutzen. Es ist witzig und bietet praxisnahe Möglichkeit, um die digitalen Kompetenzen zu fördern. Die Schüler:innen lernen den Umgang mit einem professionellen Webtool, das sie in ihrer realen Arbeitswelt tatsächlich verwenden können. Dabei sammeln sie Erfahrungen im Bereich Webdesign, Content-Erstellung, Strukturierung von Informationen und Mediengestaltung. Das Produkt ist dann öffentlich sichtbar und wirkt motivierend. Die Schüler:innen übernehmen Verantwortung für ihre Inhalte und reflektieren deren Wirkung auf andere. Wix eignet sich als digitales Portfolio, präsentationsform für Projektarbeiten, Blog über ein Unterrichtsthema oder Plattform für eine Klassenseite. Zum Beispiel könnte man im Deutschunterricht verschiedene Textarten von den Schüler:innen schreiben lassen und diese könnten dann ihre Texte veröffentlichen.
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